Presseinformation„Das Saarland verfügt über eine ausgezeichnete Infrastruktur im Bereich der Versorgung von Menschen mit Demenz, nicht zuletzt durch das Bestehen der Landesfachstelle Demenz. Sie leistet mit ihren Aktivitäten einen wichtigen Beitrag und trägt zur Nachhaltigkeit der Strukturen bei.Jedoch dürfen wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen. Durch die Corona-Pandemie musste nach neuen Wegen der Versorgung gesucht werden. Mit dem neuen Demenzplan wird dies weiter vorangetrieben“, so die Landesärztin für Menschen mit Demenz, Frau Dr. R.A. Fehrenbach. Die Landesfachstelle Demenz Saarland war in den Jahren 2012 bis 2017 ein Modellprojekt, das durch das saarländische Sozialministerium und die soziale und private Pflegeversicherung finanziert wurde. Seit 2018 erhält die Landesfachstelle Demenz auf Grundlage eines Beschlusses des saarländischen Landtages eine Förderung durch das saarländische Sozialministerium, mit dem in enger Absprache die Aktivitäten geplant und geführt werden.
Presseinformation Vorstellung LfD
Zu den einzelnen Aufgaben der Landesfachstelle Demenz Saarland gehören:
Nähere Informationen zum Thema Demenz, kostenlose Informationsmaterialien, Adressen vor Ort und Auskünfte sind bei der Landesfachstelle Demenz Saarland erhältlich unter Landesfachstelle Demenz SaarlandLudwigstraße 566740 Saarlouis Tel.: 06831/ 4 88 18 0 landesfachstelle@demenz-saarland.de www.demenz-saarland.de
Am 21. September 2020 ist Welt-Alzheimertag, der in diesem Jahr unter dem Motto „Demenz- Wir müssen reden“ steht. In der Bundesrepublik Deutschland leben derzeit ca. 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Häufigste Form ist die Alzheimer-Krankheit. Saarlandweit haben wir es mit ca. 23.000 Betroffenen zu tun. Aufgrund des demografischen Wandels und einer immer größer werdenden Zahl von älteren Menschen ist davon auszugehen, dass die Zahl von Menschen mit Demenz immer größer werden wird, sofern kein Durchbruch in Behandlung und Therapie erzielt wird. Aktuellen Schätzungen zufolge wird sich die Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2050 verdoppeln.Demenzen sind eine der häufigsten Ursachen für Pflegebedürftigkeit im Alter und in den meisten Fällen unumkehrbar, anhaltend und fortschreitend. Derzeit werden im Saarland ca. 75% der Betroffenen durch Angehörige, meist Frauen, betreut und gepflegt.
Presseinformation Weltalzheimertag 2020
Sehr wichtig und hilfreich für die Betroffenen ist daher auch die Einbeziehung, Aufklärung und Begleitung der pflegenden Angehörigen. Pflegende Angehörige sind mit der Betreuung von Menschen, die unter einer Demenz leiden und psychisch verändert sind, vor eine besonders schwierige Aufgabe gestellt. Angehörige von Menschen mit Demenz sind nicht nur den Belastungen ausgesetzt, wie man sie auch bei Angehörigen von Menschen mit schweren chronischen, körperlichen Erkrankungen findet. Hinzu kommen vielmehr noch spezielle Probleme durch Orientierungsstörungen, Umkehr des Tag-Nacht-Rhythmus, Vergesslichkeit, Unruhezustände, Aggressivität und Wesensveränderung, die die Pflegesituation in der Häuslichkeit zusätzlich belasten können. Für viele Angehörige bringt die Pflege und Betreuung ihres demenzkranken Angehörigen durch das ständige Verfügbarsein, ein hohes Maß an Belastung mit sich, das zu körperlichen und seelischen Erkrankungen führen kann. Die häusliche Pflege und Betreuung eines an Demenz erkrankten Betroffenen kann nur dann gelingen, wenn sie von Angehörigen durchgeführt wird, die selber auch für sich sorgen können und gesund bleiben. Deshalb ist neben der optimalen Behandlung des Betroffenen ein wesentlicher Grundbaustein die Bereitschaft von pflegenden Angehörigen Entlastungsangebote in Anspruch zu nehmen. Sinnvolle Entlastungsangebote für Angehörige sind bspw. eine qualifizierte Pflegeberatung, spezielle Schulungen, Gruppen zum Erfahrungsaustausch, häusliche Betreuungsangebote, Tages- und Kurzzeitpflege. Angehörige, die Beratung und Unterstützung annehmen, können ihre Lebenssituation und das Befinden ihrer demenzkranken Angehörigen günstig beeinflussen, wie die Landesärztin für an Demenz erkrankte Menschen, Frau Dr. Fehrenbach, betont. Nähere Informationen zum Thema Demenz, kostenlose Informationsbroschüren, Adressen vor Ort bei der Landesfachstelle DemenzHerr Andreas SauderLudwigstr. 566740 SaarlouisTel.: 06831-48818-14 www.demenz-saarland.de landesfachstelle(at)demenz-saarland.de Landesärztin für DemenzFrau Dr. R.A. FehrenbachGerontopsychiatrische Klinik SHG SonnenbergSonnenbergstraße66119 SaarbrückenTel.: 0681/8892532
Neue einzigartige Selbsthilfegruppe Erfahrungsaustausch für pflegende Angehörige von Menschen mit Frontotemporaler DemenzIn Deutschland leben etwa 33.000 Menschen mit einer Frontotemporalen Demenz. Saarlandweit sind von den insgesamt rund 21.000 Demenzerkrankten ca. 400 Menschen daran erkrankt.Die Erkrankung wird durch den Untergang von Nervenzellen im Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns verursacht. Die ersten Symptome treten normalerweise früher auf als bei der Alzheimer-Krankheit: Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt zwischen 50 und 60 Jahren, wobei die Spanne sehr groß ist (20 – 85 Jahre). Die Begleitung eines Menschen, der an einer Frontotemporalen Demenz erkrankt ist, stellt für die Angehörigen immer eine ganz besondere Herausforderung dar. Teilnahmslosigkeit, Aggressivität, Verlust des Einfühlungsvermögens, Stimmungsschwankungen oder impulsives und unberechenbares Verhalten. Die Landesfachstelle Demenz Saarland, die KISS - Kontakt und Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland und der Demenz-Verein Saarlouis e.V. möchten gemeinsam mit dieser neuen Selbsthilfegruppe Menschen ansprechen, die einen an Frontotemporaler Demenz erkrankten Angehörigen zu Hause pflegen. Das neu geschaffene Angebot bietet:
Weitere Termine auf Anfrage. Kontakt und Anmeldung unter 06831/ 48818-0 E-Mail: sekretariat@demenz-saarlouis.de
Presseartikel "Saarbrücker Zeitung, vom FREITAG 01. MAI 2020" Folgen der Anti-Corona-Maßnahmen bereiten Experten vom Demenzverein Neunkirchen und der Landesfachstelle Sorgen. Das Virus trifft die Qualität der Versorgung mit voller Wucht. Von Claudia Emmerich Lokalredaktion Neunkirchen Fürs Versorgen demenzkranker Menschen ist die Corona-Pandemie der „Supergau“. Da sind sich Volker Schwarz und Petra Nix vom Demenzverein Neunkirchen (siehe „Info“) und Andreas Sauder von der Landesfachstelle Demenz einig. Im Gespräch mit unserer Zeitung schildern sie, was es für Betroffene, ihre Familien, aber auch die ambulanten und stationären Einrichtungen, die sozialen Dienstleister insgesamt bedeutet, wenn Kontaktsperren gelten, Distanz einzuhalten ist, Schutz- und Hygienebestimmungen greifen, Entlastungsangebote wegfallen. Menschlicher Schmerz, wirtschaftliche Zwänge.Die Anti-Corona-Maßnahmen, so die Expertenrunde, treffen die „Qualität der Versorgung“ mit voller Wucht.
Bei der Kommunikation mit dementen Menschen können Masken und Schutzkleidung zur Barriere werden.Im Landkreis Neunkirchen sind rund 3000 Menschen an Demenz erkrankt.Foto: dpa/Benoit Doppagne
Petra Nix, die beim Demenzverein als gerontopsychiatrische Pflegekraft spezielle Beratung anbietet, hört in Gesprächen aktuell viel Verzweiflung heraus. „Eine Tochter hat mich angerufen. Die Eltern werden versorgt von einer ausländischen Pflegekraft. Die ist zurück nach Polen. Sie weiß nicht weiter“, schildert Nix. In einem anderen Fall hat die Tochter den Vater in der Tagespflege. Die Einrichtung ist zu. Und jetzt? In einem weiteren Fall hat der Ehemann seine Frau aus dem Heim nach Hause geholt, weil sie dort Essen und Trinken verweigerte. Aber jetzt zu Hause das dringend erforderliche Hilfenetz knüpfen, gestaltet sich noch schwieriger als sowieso schon in nicht Corona-Zeiten. 23000 Demenzkranke gibt es im Saarland, drei Viertel werden zu Hause gepflegt. Diese Zahlen nennt Sauder und formuliert die Forderung: „Wir brauchen eine Notbetreuung.“ Wie man sie auch für Kinder einrichte. Sie hörten „katastrophale Rückmeldungen“, wenn etwa Tagespflegeeinrichtungen geschlossen seien: „Oft ist dann die Versorgung zu Hause nicht gesichert.“ Definiert ist Demenz (lat. Dementia, „ohne Geist“) durch einen Abbau geistiger Funktionen, der dazu führt, dass Alltagskompetenzen mit der Zeit verloren gehen. Da braucht es einen besonderen Umgang, andere Formen von Kommunikation. Wie soll man einem Demenzkranken Schutzmaßnahmen wie Kleidung und Masken erklären?, fragt Nix. „Sie können das kognitiv nicht begreifen.“ Demenzkranke brauchen Nähe, körperliche Zuwendung. Schutzkleidung und Masken bauen da Barrieren auf: „Sie sehen nur Masken mit Augen.“ Aber sie sehen keine Mimik, die ihnen verstehen helfen kann. Und übers Tablet mit den Angehörigen sprechen, die nicht zu Besuch kommen dürfen? „Du gibst das Tablet der Mama, die legt es zur Seite“, sagt Nix. „Sie erkennt den Mann, die Tochter, den Sohn nicht. Sie braucht dazu auch andere Reize als das Bild. “Die Leitungen der Pflegeheime seien ebenfalls in einer schwierigen Situation, alle Aufgaben zu meistern, sagen die Experten. Ebenso die Mitarbeiter. Der zwischenzeitliche Aufnahmestopp sei jedenfalls nicht durchzuhalten. Wer reinkommt, müsse getestet werden, dann auch 14 Tage in Quarantäne. Die nächste Herausforderung. Gerade wenn die kranken Menschen getrieben und unruhig seien, was zum Krankheitsbild gehöre, steige die Belastung für die sorgenden Angehörigen im häuslichen Umfeld, führt Nix aus. Die drei Stunden in der Tagespflege beispielsweise sind dann die Zeit, in der der Sorgende sich erholen kann. Wenn nun dieses Angebot wegbricht, wo bleibt dann noch Erholungszeit? Die Lage spitzt sich zu. Zumal auch unterstützende mobile Helfer und meist weibliche Ehrenamtliche oft selbst wegen ihres Alters in die Risikogruppe gehören. Die Familien zögerten aber auch, sagt Schwarz, jemanden in die Wohnung zu lassen. Ein Teufelskreis. Wenn Kinder oder Ehepartner merken, da stimmt was nicht mit dem Vater, der Mutter, dem Ehepartner, sei schnelle und sichere Diagnosestellung und schnelle und gute medikamentöse Einstellung wichtig, erinnert Sauder. Und beides sei derzeit erschwert. Erstmal muss man einen Termin beim Hausarzt und Neurologen bekommen. Zum anderen nehmen Familien aus Angst vor Ansteckung Termine nicht wahr. Mit Konsequenzen für den Menschen am Anfang einer Demenz. Zudem liegt der Bereich der Aus- und Fortbildung brach, stellt die Runde weiter fest: Kurse und Veranstaltungen fallen aus. Auch das hat perspektivisch Auswirkungen auf die Versorgungslage. Info:Individuelle Hilfe und Beratung Der Demenzverein im Landkreis Neunkirchen wurde 2003 gegründet. Er beschreibt seine Aufgaben so: individuelle Demenzberatung, Einzelfallhilfe und Begleiten von Demenzkranken und deren Angehörigen, Aufbau und Unterstützung von Selbsthilfegruppen, Informationsveranstaltungen, Fortbildungsveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit, Teil des regionalen Netzwerkes Demenz im Landkreis Neunkirchen. Das Büro der Geschäftsstelle ist zwar aktuell für den Publikumsverkehr geschlossen. Die Geschäftsstelle ist dennoch täglich von 9 bis 15 Uhr erreichbar. Kontakt: Telefon: (06824) 906-2154 E-Mail: demenzverein@landkreis-neunkirchen.de
Presseartikel "Saarbrücker Zeitung, vom MONTAG 20. APRIL 2020" NeunkirchenDie Kampagne der Landesregierung und des saarländischen Sozialministerium dient als symbolisches Zeichen, das auf die Volkskrankheit Demenz hinweist. „Es beginnt häufig mit Einschränkungen der Merkfähigkeit und des Kurzzeitgedächtnisses,“ so Oberbürgermeister Jörg Aumann über die Volkskrankheit Demenz. Rund 1,7 Mio. Menschen mit Demenz leben laut der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft hierzulande. Die Zahl nimmt kontinuierlich zu. „Diese Menschen brauchen Hilfe. Dabei ist es schwer zu erkennen und zu akzeptieren, dass ein Mensch sukzessive immer mehr vergisst“, erklärt Aumann. Nicht nur die Erkrankten, sondern auch die pflegenden Angehörigen leiden sehr unter dieser Krankheit, denn häufig werden die Patienten im häuslichen Umfeld gepflegt. Wichtig ist, dass den Kranken und ihren Angehörigen Verständnis entgegengebracht wird.
Sozialdezernent und Erster Beigeordneter Thomas Hans und Monika Jost vom städtischen Seniorenbüro vor einem Beet mit Vergissmeinnicht-Pflänzchen. Diese sollen als symbolisches Zeichen dienen, das auf die Demenzkrankheit hinweist. Foto: Kreisstadt Neunkirchen
Die Stadt Neunkirchen ist Mitglied im regionalen Netzwerk Demenz im Landkreis. „Gemeinsam machen wir uns stark für die Kranken und ihre Angehörigen. In Neunkirchen existieren mehrere niedrigschwellige Angebote“, informiert Sozialdezernent Thomas Hans. „Regelmäßig jeden ersten Montag im Monat trifft sich eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alzheimerkranken und Demenzkranken in der Saarland Klinik Kreuznacher Diakonie in der Fliednerstraße zum Austausch. Monika Jost vom städtischen Seniorenbüro koordiniert das Treffen in Zusammenarbeit mit dem Team der psychiatrischen Abteilung. Der Demenzverein des Landkreises steht mit Rat und Tat zur Seite. Die Caritas bildet zudem ehrenamtliche Helfer und Helferinnen aus, die in einer wöchentlich angebotenen Betreuungsgruppe in Neunkirchen tätig sind. Der Caritasverband und das Seniorenbüro der Kreisstadt Neunkirchen beraten überdies pflegende Angehörige. Ich kann nur raten, diese Hilfen auch anzunehmen“, so Hans. Gerade in den Zeiten der Coronakrise ist die Betreuung Demenzkranker besonders schwierig, da die Tagespflege-Angebote wegfallen. Auch sind derzeit keine Besuchsdienste erlaubt. Das bedeutet einerseits Schutz für die Patienten, bringt aber andererseits eine deutliche Mehrbelastung für die Angehörigen mit sich, die sich rund um die Uhr um die Kranken kümmern müssen. Ein starkes symbolisches Zeichen setzt die Kampagne „Vergiss-Mein-Nicht“, die von der Landesregierung und vom saarländischen Sozialministerium initiiert wurde und gemeinsam mit der Landesfachstelle für Demenz und den lokalen Gruppierungen für mehr öffentliche Wahrnehmung dieser Krankheit werben will. „Wir haben die blauen Vergissmeinnicht-Pflänzchen in einem kreisrunden Beet gepflanzt. Rundum stehen weiß-rosa Bellis. Das symbolisiert die Inklusion in der Gesellschaft. Keiner wird außen vorgelassen. „Demenz geht uns alle an!“ bestärkt der Beigeordnete Hans.
Bild: Marienhausklinik Ottweiler
Jörg Eberling (links) im Gespräch mit Beate Leonhard-Kaul, Sören Meng und Thomas Hans. Foto: Anja Kernig
Presseartikel "Saarbrücker Zeitung, vom DONNERSTAG 20. FEBRUAR 2020" Ausstellung Ottweiler: Wie man gegen Alzheimer (ein wenig) gewinnt Bilder aus der „Traumwelt“ des an Demenz erkrankten Künstlers und Werbegraphikers Carolus Horn zeigt die Marienhausklinik Ottweiler bis 31. März. „Alzheimer und Kunst, passt das zusammen?“ Mit dieser Eingangsfrage dürfte Referent Jörg Eberling vielen Skeptikern aus der Seele gesprochen haben. 40 Minuten später war klar: Diese heimtückische Krankheit, die dem Patient jeden Tag ein Stück seiner Persönlichkeit unwiederbringlich raubt, lässt sehr wohl künstlerisches Arbeiten zu und verliert durch dieses sogar ein Stück weit ihren Schrecken. Bewiesen hat dies das Ehepaar Horn: Carolus, begnadeter Werbetexter und Zeichner, der Nachkriegsdeutschland solch eingängige Slogans wie „Es gibt viel zu tun. Packen wir‘s an“ oder „Nur fliegen ist schöner“ schenkte, und seine Ehefrau Tilde. Die Plakate und Illustrationen des Wiesbadeners Künstlers kannte in den 1960/70er Jahren jedes Kind. Im Alter von 60 Jahren erkrankte Horn an Alzheimer und starb mit 71. Wie sich die Krankheit in seine Werke einschlich und sie schließlich dominierte, dokumentiert die vom lokalen Netzwerk Demenz nach 2004 jetzt erneut in den Landkreis geholte Wanderausstellung des Pharmakonzerns Novartis eindrucksvoll. Gastgeberin Beate Leonhard-Kaul hofft, dass sie „eine größere Sensibilität für das Thema Demenz und Alzheimer wecken kann“. Laut der Oberin der Marienhausklinik Ottweiler sei es wichtig, „ein Verständnis dafür zu entwickeln“, um „erspüren zu können, was in dem erkrankten Menschen vor sich geht“.Mit seinem lebhaften, profunden Vortrag trug Jörg Eberling in jedem Fall dazu bei: „Carolus Horn war ein Gigant unter den Grafikern“, schilderte der Kurator. Dreidimensionalität, Glas und Glanzflächen gehörten zu Horns Stärken, wie die von ihm gestaltete Werbeanzeige für den Opel Kapitän verdeutlicht. Auch das Spiel mit Hell und Dunkel sowie feine Strichzeichnungen zur Akzentuierung beherrschte er aus Effeff. Noch 1980 hat Horn perfekt gezeichnet – obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon erkrankt gewesen sein musste. Nur wenige Monate später finden sich erste Anzeichen in seinen Bildern wieder: Mit Einsetzen der Depression, typischerweise ein Frühsymptom der Demenz, verschwand alle Farbe aus seinen Bildern. Nach der Diagnose „Alzheimer“ kamen sie zwar zurück - vor allem Rot-, Orange- und Gelbtöne, wie sie auch Kinder lieben – dafür stimmten Perspektive, Raumempfinden und Proportionen immer weniger. Gesichter und Formen wurden flacher, holzschnittartiger. Was fast bis zuletzt blieb: Die roten Fensterrahmen der hessischen Backsteinhäuser, in denen der Künstler aufgewachsen war. „Demenz zerstört das Gedächtnis von hinten nach vorne. Die Patienten kommen irgendwann wieder in ihrer Kindheit an“, so Eberling. Diese Zeitreise vollzieht sich auch in Horns Werken. Gemalt hat er noch bis wenige Tage vor seinem Tod im Jahre 1992. „Dass dies möglich war, hatte er vor allem seiner Frau zu verdanken“, erklärte Kurator Eberling. Sie motivierte ihn immer wieder und zeichnete am Schluss sogar Formen vor, die er nur noch ausmalen musste. Damit tat Tilde Horn das genau Richtige. Statt ihren Mann aufzugeben, förderte sie ihn. „Während seiner Krankheit hat ihm seine Kunst das traurige Dahinvegetieren erspart und mir die Pflege ungemein erleichtert“, bilanzierte sie später. „Denken Sie sich in die Traumwelt des Demenzpatienten hinein, gehen Sie mit“, empfahl Eberling Angehörigen und Pflegenden. Es ist kontraproduktiv, die Fehler zu suchen: „Freuen Sie sich lieber über alles, was noch klappt. Da geht noch unendlich viel.“ Horn beispielsweise hat seine Gäste mit heißem Wasser bewirtet und dazu einen halben Kohlkopf serviert. Im Grunde alles richtig, bis auf den vergessenen Teebeutel und den einen falschen Griff im Kühlschrank. „Sie haben ein wenig den Schock genommen“, bedankte sich Landrat Sören Meng im Anschluss, „und Mut gemacht, anders, offener mit der Krankheit umzugehen.“
20 Mitarbeiter geschult Am 31.01.2020 wurden 20 Mitarbeiter des Demenznetzwerkes Neunkirchen zu Demenzpaten geschult.Die Fortbildung fand in Kooperation mit der Landesfachstelle Demenz statt.Der Landkreis Neunkirchen stellte seine Räumlichkeiten in der Saarbrücker Straße in Neunkirchen zur Verfügung.
Bilderausstellung in der Marienhausklinik Ottweiler Dem NetzwerkDemenz im Landkreis ist es gelungen, nach 2004 erneut die von dem Pharmakonzern Novartis zusammengestellte Ausstellung "Alzheimer und Kunst-Werke des Künstlers Carolus Horn" in unserem Landkreis präsentieren zu können. Die Ausstellung wird in der Zeit vom 17.02. - 31.03.2020 in der Marienhausklinik Ottweiler, Hohlstraße 2-4 zu sehen sein.
Broschüre zum Herunterladen
Ab 2020 neue Selbsthilfegruppe Demenz!jeweils am 3. Montag im Monat Eine Diagnose, die unweigerlich viele Fragen aufwirft, aber auch Unsicherheit und Angst auslösen kann.Wie kann ein Leben mit Demenz aussehen und welche individuellen Perspektiven gibt es?Die KISS - Kontakt und lnformationsstelle für Selbsthilfe im Saarland und die Landesfachstelle Demenz möchten mit dieser lnitiative Menschen ansprechen, die am Anfang lhrer Erkrankung stehen.Unterstützt wird die Gruppe durch eine nicht betroffene Person, die bei den Treffen anwesend ist und die Gruppenmitglieder in organisatorischen Belangen und in der Moderation entlastet.Gruppentreffen: 3. Montag im Monat18:00 Uhr KISSFutterstraße 2766111 Saarbrücken Nähere lnformationen bei KISS:Beate Ufer, Tel. 0681 9602130Elisabeth Rentmeister, Tel. 0176 45 83 91 20